Fehlsichtigkeiten


  • Kurzsichtigkeit (Myopie)

    Als Kurzsichtigkeit (Myopie) werden Sehstörungen bezeichnet, die durch unscharfes Sehen in der Ferne gekennzeichnet sind. Das Bild entsteht dabei im Auge vor der Netzhaut. Von Kurzsichtigkeit Betroffene sehen ohne Korrektur in der Nähe ausgezeichnet – sofern nicht zusätzlich Veränderungen an der Makula (Gelber Fleck) vorliegen. In der Ferne hingegen sehen Kurzsichtige schlecht. Die beginnende Kurzsichtigkeit macht sich häufig durch Symptome wie schlechtes Sehen in der Ferne bei Nacht, zum Beispiel beim Autofahren, bemerkbar.

     

    Ist ein Auge kurzsichtig, liegt sein Fernpunkt nicht im Unendlichen wie bei einem Normalsichtigen, sondern nahe am Auge (bei einer Kurzsichtigkeit von -2,0 Dioptrien zum Beispiel in 50 Zentimetern Abstand, bei einer Kurzsichtigkeit von -10,0 Dioptrien in zehn Zentimetern Abstand). In der Ferne befindliche Gegenstände werden bei Kurzsichtigkeit unscharf auf der Netzhaut abgebildet. Die häufigste Ursache für Kurzsichtigkeit ist ein zu langer Augapfel, der meist vererbt wird oder durch eine Frühgeburt entsteht; in diesem Fall liegt eine so genannte Achsenmyopie vor, die rezessiv vererbt wird. Seltener ist die Brechungsmyopie, die durch zu hohe Brechkraft der Hornhaut oder Linse verursacht wird. Die Achsenmyopie entwickelt sich insbesondere in den ersten drei Lebensjahrzehnten, wobei es zu einer übermäßigen und allmählichen Verlängerung des Auges kommt. Es ist umstritten, ob äußere Einflüsse, wie beispielsweise intensive Arbeit im nahen Augenbereich oder häufiges Lesen, ggf. bei schlechten Lichtverhältnissen, als Ursache für die Kurzsichtigkeit eine Rolle spielen. Die Kurzsichtigkeit wird darüber hinaus durch eine schlechte Bildqualität auf der Netzhaut gefördert. Eine Brechungsmyopie kann durch eine vermehrte Krümmung der Hornhaut oder der Linse hervorgerufen werden, aber auch durch eine Erhöhung der Brechzahl der Linse, wenn der Linsenkern getrübt wird (Linsenmyopie bei Grauem Star beziehungsweise Katarakt).

     

    Die Diagnose der Kurzsichtigkeit erfolgt anhand der typischen Symptome wie unscharfes Sehen in der Ferne. Die Stärke der Kurzsichtigkeit kann der Augenarzt oder der Optiker bestimmen, indem er die Brechkraft des Auges misst.

     

    Eine Kurzsichtigkeit kann durch eine Brille mit Zerstreuungslinsen, also einer negativen Brechkraft, oder durch Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Prinzipiell stehen harte und weiche Kontaktlinsen zur Verfügung. Harte Kontaktlinsen sind für das Auge besser, obwohl sie einer längeren Eingewöhnungszeit bedürfen und zunächst ein Fremdkörpergefühl verursachen können.

     

    Kontaktlinsen bieten den Vorteil, dass die optische Abbildung exakter ist, das Bild dabei weniger stark verkleinert wird und das Gesichtsfeld in geringerem Maß eingeschränkt ist als bei einer Brille. Andererseits beeinträchtigen Kontaktlinsen den Hornhautstoffwechsel, sodass die Hornhaut unumkehrbar geschädigt werden kann. Daher sollten Kontaktlinsenträger unbedingt Tragepausen einlegen (zum Beispiel nachts) und die Hornhaut regelmäßig durch den Augenarzt kontrollieren lassen. Außerdem ist sorgfältige Hygiene im Umgang mit Kontaktlinsen besonders wichtig, da verunreinigte Linsen eine ständige Infektionsgefahr darstellen.

     

    Neben Brille und Kontaktlinsen ist die Korrektur der Fehlsichtigkeit mit dem Excimer Laser ein wisssenschaftlich anerkanntes Verfahren. Die Komplikationsrate ist mit der des Tragens von Kontaktlinsen vergleichbar (< 0,05%) (weitere Informationen: www.augenlaserzentren.de). Darüberhinaus stehen operative Verfahren, z.B. der refraktive Linsentausch oder die Implantation einer zusätzlichen Linse, besonders bei sehr hohen Kurzsichtigkeiten, zur Wahl. Bei diesen Verfahren wird entweder die Brechkraft der Hornhaut verändert – entweder durch Gewebeabtragung mit dem Laser oder durch Einsetzen eines Kunstoffrings in die Hornhaut oder die Brechkraft der Linse wird verändert – entweder durch Austausch der natürlichen Linsen, wie bei einer Katarakt-Operation, oder durch Implantation einer zusätzlichen Linse.

     

    Generell besteht bei Kurzsichtigen ein höheres Risiko, dass sich die Netzhaut ablöst. Eine Netzhautablösung kann mit guter Prognose operativ behoben werden – wenn sie früh genug entdeckt wird. Kurzsichtige sollten ihre Netzhaut daher regelmäßig augenärztlich kontrollieren lassen und – unabhängig von diesen Kontrollterminen – bei den ersten Symptomen einer sich ablösenden Netzhaut sofort einen Augenarzt aufsuchen. Oft führen Ausdünnungen und Löcher in der Netzhaut zu einer Netzhautablösung. In diesem Stadium ist manchmal noch eine Behandlung mit dem Laser ausreichend, sodass unbedingt auf erste Anzeichen wie Lichtblitze oder Rußregen im Auge geachtet werden sollte. Ein deutliches Alarmzeichen der Netzhautablösung ist ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Dies äußert sich beispielsweise als aufsteigende Mauer oder als Vorhang von oben oder von der Seite.

     

    Es gibt keine Maßnahmen zum Vorbeugen einer Kurzsichtigkeit (Myopie), die nachweislich wirksam sind. Dennoch sollte vor allem bei Kindern und Jugendlichen darauf geachtet werden, dass die Abbildungsqualität auf der Netzhaut möglichst optimal ist. Dies ist mit einer Kinder Augenvorsorge (Orthoptische Untersuchung) erreichbar.

  • Weitsichtigkeit (Hyperopie)

    Die Weitsichtigkeit (Hyperopie) ist eine Sehstörung, die durch unscharfes Sehen bei entspanntem Auge gekennzeichnet ist. Der Weitsichtigkeit können zwei Ursachen zugrunde liegen: Die Brechungshyperopie (normale Augenlänge, zu geringe Brechkraft) und die Achsenhyperopie (normale Brechkraft, zu geringe Augenlänge). Somit ist das Auge entweder von der Hornhaut bis zur Netzhaut im Verhältnis zu seiner Brechkraft zu kurz, oder die Brechkraft von Hornhaut und Linse, zu gering. Eine Achsenhyperopie ist wesentlich häufiger als eine Brechungshyperopie. Eine Sonderform der Brechungshyperopie stellt die Linsenlosigkeit dar. Wenn die Linse fehlt, wird die Gesamtbrechkraft des Auges nur durch die vordere Hornhautfläche bestimmt.

     

    Die Achsenhyperopie ist fast immer angeboren. Dabei bewirkt eine Achsenverkürzung von einem Millimeter eine Weitsichtigkeit von etwa +3 Dioptrien. In beiden Fällen der Hyperopie liegt der Brennpunkt parallel einfallender Lichtstrahlen hinter der Netzhaut. Ein scharfes Bild ergibt sich jedoch nur dann, wenn die Strahlen genau auf der Netzhaut vereinigt werden. Um die Weitsichtigkeit zu kompensieren, akkommodiert ein nicht korrigiertes weitsichtiges Auge ständig, passt also seine Brechkraft an. Dies geschieht nicht nur, um Gegenstände in der Nähe, sondern auch, um Gegenstände in der Ferne scharf auf der Netzhaut abzubilden. Diese Fehlsichtigkeit kann durch jüngere Menschen häufig sehr lange durch eine verstärkte Naheinstellung, also durch Anpassung der Brechkraft ihrer Augen (Akkommodation) ausgeglichen werden. Die Fähigkeit der Linse zur Akkommodation lässt allerdings mit dem Alter (im Rahmen der so genannten Alterssichtigkeit bzw. Presbyopie) nach.

     

    Die Weitsichtigkeit (Hyperopie) zeigt selten einen fortschreitenden Verlauf, auch nicht altersbedingt. Eine starke Weitsichtigkeit äußert sich – besonders bei älteren Menschen – dadurch, dass die Sehschärfe in der Nähe stärker eingeschränkt ist als in der Ferne. Weitsichtige müssen bereits in der Ferne akkommodieren. Infolge der ständigen Akkommodation können Beschwerden auftreten, die sich durch Augenschmerzen und Kopfschmerzen, Augenbrennen, Bindehautentzündungen, verschwommenes Sehen und schnelle Ermüdung äußern. Besonders bei kleinen Kindern ist es wichtig, die Weitsichtigkeit rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren, da es durch die erforderliche Anpassung der Brechkraft (Akkommodation) zum Einwärtsschielen kommen kann.

     

    Eine Weitsichtigkeit (Hyperopie) kann durch eine Brille mit Sammellinsen, durch Kontaktlinsen, durch eine Augenlaser-Operation oder durch andere Augenoperationen (z.B. refraktiver Linsentausch (CLE) oder zusätzlich zur körpereigenen Linse implantierbare Linsen) ausgeglichen bzw. behandelt werden. Zur individuellen Beratung sollten Sie einen erfahrenen Operateur aufsuchen, der sämtliche Verfahren anbietet (s.a. www.augenlaserzentren.de)

     

    Es gibt keine Maßnahmen zum Vorbeugen einer Weitsichtigkeit (Hyperopie), ob erworben oder altersbedingt.

  • Astigmatismus Stabsichtigkeit

    Die Stabsichtigkeit (Astigmatismus) ist eine Sehstörung, die durch eine unregelmäßig gekrümmte Hornhaut entsteht. Die ins Auge fallenden Lichtstrahlen werden dabei nicht in einem Punkt auf der Netzhaut gebündelt, sondern verzerrt als verschwommene Linie (Stab) abgebildet. Die der Stabsichtigkeit zugrunde liegende Hornhautverkrümmung ist meistens angeboren, aber auch Narben nach Hornhautverletzungen können eine Stabsichtigkeit auslösen.

     

    Der reguläre Astigmatismus wird in der Regel vererbt und ändert sich im Laufe des Lebens nicht. Die ungleiche Brechkraft der Hornhaut zeigt sich in zwei senkrecht aufeinander stehenden Ebenen (Meridianen). Bei der häufigeren Form dieses Astigmatismus ist die Brechung im Längsachsenmeridian (senkrecht) stärker, bei der Form des Astigmatismus gegen die Regel ist die Brechung im Querachsenmeridian (waagerecht) stärker.

     

    Der irreguläre Astigmatismus (auch Brennpunktlosigkeit) entsteht durch unregelmäßige Wölbung und Brechkraft der brechenden Medien, meistens der Hornhaut. Ursachen für diese Form der Stabsichtigkeit sind zum Beispiel Hornhautnarben oder auch ungleichmäßige (inhomogene) Trübungen der Linse beim grauen Star (Katarakt). Im Fall des sogenannten Keratokonus handelt es sich um eine Fehlbildung der Hornhaut, die sich durch eine zunehmende kegelförmige Vorwölbung der Hornhautmitte äußert.

     

    Dieser kann die Ursache für eine zunehmende irreguläre Stabsichtigkeit sein und wird häufig durch eine fortschreitende Ausdünnung und Vernarbung der Hornhaut begleitet. Eine vorübergehende Stabsichtigkeit kann nach der operativen Behandlung eines grünen (Glaukom) oder grauen Stars (Katarakt) auftreten, wenn die Hornhaut – bedingt durch die Operation – verzogen wird.

     

    Die Symptome einer Stabsichtigkeit hängen davon ab, wie ausgeprägt die zugrunde liegenden Brechungsfehler sind. Während eine leichte Stabsichtigkeit von den Betroffenen häufig gar nicht bemerkt wird, äußert sich eine stärker ausgeprägte Stabsichtigkeit durch unscharfes Sehen sowohl in der Nähe als auch in der Ferne.

     

    Da das Auge ständig versucht, das verzerrte Bild durch Anpassen der Brechkraft (Akkommodation) scharf zu stellen, können Symptome wie Kopfschmerzen und Augenbrennen auftreten, weil das Auge unaufhörlich versucht, das fehlerhafte Bild scharf darzustellen.

     

    Die Diagnose der Stabsichtigkeit kann mit speziellen Geräten gestellt werden. Dabei sind auch die Ausmaße der Stabsichtigkeit zahlenmäßig (quantitativ) bestimmbar. Die Hornhautkrümmung wird mit dem so genannten Ophthalmometer gemessen. Die Stärke der Verkrümmung wird wie bei der Weit- (Hyperopie) und der Kurzsichtigkeit (Myopie) in Dioptrien angegeben, die Achse, in der die Verkrümmung liegt, in Winkelgrad. Es ist besonders wichtig, die Stabsichtigkeit bei Kindern frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren, um einer späteren Fehlsichtigkeit vorzubeugen. Daher sollten vor allem selbst betroffene Eltern frühzeitig die Augen ihrer Kinder augenärztlich untersuchen lassen. Die Therapie der Stabsichtigkeit hängt davon ab, welche Form von Stabsichtigkeit vorliegt. – Liegt ein regulärer Astigmatismus vor, erfolgt die Korrektur traditionell durch eine Brille mit speziell geschliffenen Zylindergläsern oder durch entsprechende formstabile (feste) Kontaktlinsen. Ein irregulärer Astigmatismus kann nicht durch eine Brille korrigiert werden. Wenn die Hornhautmitte klar – also ohne Narben – ist, kann eine harte Kontaktlinse die Sehleistung deutlich verbessern. Ggf. erscheint eine Hornhautverpflanzung (Keratoplastik) als Mittel der Wahl.

     

    Deutlich schonender als eine Hornhautverpflanzung ist jedoch eine Korrektur mit dem Excimer Laser (Augenlaserbehandlung, s.a. www.augenlaserzentren.de ). Da die Stabsichtigkeit sehr häufig in Verbindung mit anderen Formen der Fehlsichtigkeit (Kurz- oder Weitsichtigkeit) auftritt, kann der Astigmatismus zusammen mit einer Augenlaserbehandlung wesentlich schonender und dauerhafter korrigiert werden, als durch Kontaktlinsen oder z.B. eine Hornhauttransplantation. Moderne Methoden der Augenlaserkorrektur (z.B. besondere Behandlungsprofile der Lasergeräte oder sogenannte Aberrometer zur Korrektur Brechfehler höherer Ordnung) sollten durch Betroffene berücksichtigt werden.

     

    Es gibt keine Maßnahmen zum Vorbeugen einer Stabsichtigkeit. Jedoch sollte eine Stabsichtigkeit schon im Kindsalter mithilfe einer Brille korrigiert werden, um einer späteren Fehlsichtigkeit vorzubeugen.

  • Aktersweitsichtigkeit (Presbyopie

    Bei der Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) handelt es sich um eine durch den normalen Alterungsprozess der natürlichen Augenlinse entstehende Fehlsichtigkeit. Aufgrund des sich verhärtenden (sklerosierender) und vergrößernden Linsenkerns verliert die Linsenkapsel im Auge an Elastizität.

     

    Infolgedessen kann sich die Linse beim Scharfstellen (Akkommodation) nicht mehr so leicht wölben, so dass die Akkomodation, also die Erhöhung der Brechkraft und Naheinstellung durch das Auge abnimmt. Die Alterssichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) gehört im engeren Sinne nicht zu den Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Astigmatismus, da sie nicht Folge einer krankhaften Veränderung, sondern eines Alterungsvorgangs ist. – Jeder Mensch ist mehr oder weniger davon betroffen.

     

    Die menschliche Linse wird bereits ab dem zehnten Lebensjahr stetig steifer, das heißt, die Akkommodationsfähigkeit nimmt ab. Dadurch rückt der am nächsten liegende Punkt, in dem ein Gegenstand noch scharf erkennbar ist (Nahpunkt, Punctum proximum), immer weiter vom Auge weg. Für Normalsichtige wird es etwa ab einem Alter von 45 Jahren immer schwerer, einen Gegenstand in einer Entfernung von weniger als 30 bis 40 Zentimetern scharf auf der Netzhaut abzubilden. Wer alterssichtig ist, kann im bisher gewohnten Abstand nicht mehr bequem Zeitungen oder Bücher lesen. Der Text muss weiter vom Auge weggehalten werden, um noch lesbar zu sein.

     

    Weitsichtige Menschen akkommodieren – im Gegensatz zu normalsichtigen Menschen – bereits beim Sehen in die Ferne, um den Brechungsfehler ihrer Augen selbst zu korrigieren. Daher treten bei bestehender Weitsichtigkeit die ersten Symptome der Alterssichtigkeit früher auf: Die Schwierigkeiten bei dem Sehen in der Nähe beginnen hier etwa ab Mitte 30. Demgegenüber benötigen kurzsichtige Menschen meistens erst später (etwa nach dem 50. Lebensjahr) eine Lesebrille – oder gar nicht, sofern die Kurzsichtigkeit minus drei Dioptrien oder mehr beträgt.

     

    Das für die Alterssichtigkeit typische Symptom ist eine geschwächte Scharfstellung (Akkommodationsschwächung), durch die der Nahpunkt (der am nächsten vor dem Auge liegende Punkt, an dem ein Gegenstand noch scharf erkennbar ist) immer weiter in die Ferne rückt.

     

    Die Diagnose der Alterssichtigkeit (Presbyopie) wird anhand der typischen Sehschwäche in Verbindung mit dem Alter der Betroffenen gestellt. Spezielle Untersuchungen sind im Allgemeinen nicht notwendig. Die Therapie der Alterssichtigkeit besteht in der Regel darin, dass die Fehlsichtigkeit mit einer Lesebrille korrigiert wird. Dazu wird eine so genannte Sammellinse (Konvexlinse) verwendet. Die Stärke der Brille richtet sich nach dem Alter und der gewünschten Lese- beziehungsweise Arbeitsentfernung. Dabei gilt: Je näher sich der Lesetext am Auge befinden soll, desto stärker muss die Brille sein. Bei bereits bestehenden Fehlsichtigkeiten (Kurz- oder Weitsichtigkeit, Astigmatismus) können kombinierte Brillen (Mehrstärkenbrillen) eingesetzt werden.

     

    Vor allem bei älteren Menschen, deren Alterssichtigkeit stark ausgeprägt ist, besteht die Möglichkeit, die Linse operativ durch eine künstliche Linse auszutauschen. Dies kommt vor allem dann in Frage, wenn sich zusätzlich eine beginnende Linsentrübung (Katarakt, Grauer Star) abzeichnet. Ggf. kann durch Implantation einer sogenannten Multifocallinse auf die Lesebrille verzichtet werden.

     

    Mit einer klassischen Augenlaser-Operation (Excimer-Laser) kann die Alterssichtigkeit jedoch nicht korrigiert werden: Bei dieser Methode wird die Brechkraft der Hornhaut mit dem Laser verändert, doch die Alterssichtigkeit wird durch eine steifer werdende Linse verursacht.

     

    Die Alterssichtigkeit (Presbyopie) zeigt einen stetigen Verlauf: In einem allmählichen Prozess schreitet die Fehlsichtigkeit kontinuierlich fort und verstärkt sich mit zunehmendem Alter. Eine mögliche Maßnahme zum Vorbeugen der Alterssichtigkeit (Presbyopie) ist ein Augentraining, also ein Training der für die Scharfstellung (Akkommodation) verantwortlichen Augenmuskulatur. Es ist jedoch umstritten, ob sich dadurch der Alterungsprozess beziehungsweise die daraus entstehende Fehlsichtigkeit verzögern lässt.

     

    Seit kurzen bieten wenige Augenärzte in Deutschland eine Presbyopie mithilfe des Femtosekundenlasers an. Anders als bei der Augenlaserkorrektur mit dem Excimer Laser erfolgt hier die Korrektur innerhalb der Hornhaut (weitere Informationen: www.augenlaserzentren.de)

  • Schielen (Strabismus)

    Als Schielen wird eine Fehlstellung der Augen bezeichnet, wobei eine der beiden Augenachsen von der Parallelstellung abweicht. Obwohl die Abweichung grundsätzlich in alle Richtungen möglich ist, betrifft sie am häufigsten die horizontale Achse (Einwärts- oder Auswärtsschielen). Schielen führt in der Regel zu Doppelbildern oder zur sogenannten Schwachsichtigkeit (Amblyopie).

     

    Unterschieden wird das häufige latente Schielen (Heterophorie), das sich nur bei Belastung (Müdigkeit, Alkoholeinfluss) bemerkbar macht, das Begleitschielen (Heterotropie, Strabismus concomitans), das meist in den ersten Lebensjahren auftritt, und das Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus) durch gelähmte Augenmuskeln (infolge von Entzündungen oder Verletzungen). Insgesamt sind in Deutschland sieben Prozent der Bevölkerung vom Begleitschielen betroffen. In vier von fünf Fällen zeigt es sich schon vor Ende des zweiten Lebensjahrs. Meistens wurde das Schielen vererbt. Um Folgeschäden wie eine bleibende Schwachsichtigkeit zu verhindern, ist die frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend.

     

    Normalerweise befinden sich die Augenmuskeln im Gleichgewicht zueinander, sodass die Seheindrücke beider Augen zu einem einzigen Bild verschmelzen (Fusion). Ein latentes Schielen tritt auf, wenn das Gleichgewicht gestört ist, diese Störung aber meist durch die Fusionskraft ausgeglichen werden kann. Zum Schielen kommt es in dem Fall nur unter bestimmten Bedingungen, zum Beispiel bei starker Müdigkeit. Über 70 Prozent aller Menschen weisen ein latentes Schielen auf. Trotz einiger Abweichungen ist das Gehirn meist in der Lage, eine geringe Störung des Augenmuskelgleichgewichts ohne Beschwerden zu tolerieren. Nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen führt das latente Schielen zu Beschwerden.

     

    Beim Begleitschielen (Strabismus concomitans, Heterotropie) kann ein bestehendes Ungleichgewicht der Augenmuskeln – anders als beim latenten Schielen – nicht überwunden werden. Infolgedessen sind die Sehachsen beider Augen nicht auf dasselbe Objekt gerichtet. Auch wenn sich die Augen bewegen, bleibt der Winkel der Sehachsen gleich. Diese Form von Schielen tritt meistens in den ersten beiden Lebensjahren auf. Die Kinder können auch mit einem bereits vorhandenen Schielen zur Welt kommen. Ungefähr vier Prozent aller Kinder sind vom Begleitschielen betroffen.

     

    Die häufigste Form von Schielen ist das frühkindliche Einwärtsschielen, das bei Babys innerhalb der ersten sechs Lebensmonate auftritt. Beim Begleitschielen besteht häufig eine leichte Weitsichtigkeit, bei einseitigem Schielen eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie) des betroffenen Auges. Bei einigen Formen halten die Betroffenen ihren Kopf schief; außerdem können ihre Augen zittern. Weicht das Auge nur gering von der Parallelstellung ab, gibt es oft keine sichtbaren Anzeichen für die Fehlstellung. Aus diesem Grund wird das Begleitschielen gelegentlich nicht oder erst sehr spät diagnostiziert.

     

    Das Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus) ist ein plötzliches Schielen. Es tritt auf, wenn einer oder mehrere äußere Augenmuskeln ausfallen. Der Schielwinkel ist je nach Blickrichtung unterschiedlich. Anzeichen für das Lähmungsschielen sind plötzlich auftretende Doppelbilder, die zuweilen mit Schwindel und Übelkeit verbunden sind. Die Doppelbilder sind in der Richtung, in die der ausgefallene Muskel das Auge bewegen müsste, am stärksten ausgeprägt. Daher wird der Kopf so gehalten, dass der gelähmte Muskel entlastet wird und Einfachsehen gerade noch möglich ist. Es entsteht eine kompensatorische Kopfschiefhaltung.

     

    Schielen kann folgende typische Begleiterscheinungen beziehungsweise erste Symptome zeigen:

     

    – zitternde Augen

    – Schiefhalten des Kopfs

    – Lichtüberempfindlichkeit

    – Kopfschmerzen

    – Konzentrationsprobleme

    – Leseschwäche

    – brennende Augen

    – häufiges Blinzeln und Zwinkern

    – Ungeschicklichkeit wie Vorbeigreifen an Gegenständen

     

    Schielen lässt sich durch eine rechtzeitige Therapie oftmals günstig beeinflussen: Beim kindlichen Begleitschielen kann im weiteren Verlauf eine dauerhafte Schwachsichtigkeit entstehen. Diese ist unbehandelt bereits im Schulalter meist nicht mehr rückgängig zu machen. Daher ist es wichtig, das Schielen schon im Vorschulalter zu erkennen. Die Prognose für gutes Stereosehen und für eine gute Sehschärfe ist umso besser, je früher das Schielen behandelt wird. Ein idealer Zeitpunkt ist der sechste Lebensmonat. Die beim Schielen typische Augenstellung sowie die Begleiterscheinungen liefern erste Hinweise zur Diagnose. In vielen Fällen kann das Schielen schon bei den Früherkennungs-Untersuchungen U1 bis U9 diagnostiziert werden. Bei der diagnostischen Untersuchung werden verschiedene Sehtests und orthoptische Tests durchgeführt. Besonders wichtig zur Diagnose von Schielen ist der Ab- und Aufdecktest: Beim Abdecktest wird ein Auge abgedeckt und beobachtet, ob das nicht abgedeckte Auge sich neu einstellt (ist dies der Fall, liegt womöglich ein Begleitschielen vor). Beim Aufdecktest wird untersucht, ob das aufgedeckte Auge eine langsame Verschmelzungsbewegung durchführt (dies ist ein Hinweis auf latentes Schielen). Mithilfe der verschiedenen Tests werden andere Augenerkrankungen ausgeschlossen und die Art des Schielens eingegrenzt, um die erforderliche Therapie festzulegen. Wenden Sie sich für die frühkindlichen Amplyopie-Untersuchungen an Ihren Augenarzt bzw. die Orthoptik Sprechstunde!

     

    Das Schielen wird bei Kindern über mehrere Jahre konservativ (ohne Operation) behandelt z.B. mithilfe einer Brillenkorrektur, einer Fusionsschulung und einer so genannten Okklusionsterapie. Bei der Okklusionsterapie wird abwechselnd nach einem definierten Zeitplan jeweils ein Auge mit Pflastern abgedeckt. Dadurch wird auch das sehschwache Auge zum Sehen gezwungen. Mithilfe dieser Therapie können die Kinder ein gutes Sehen erlernen. Die Behandlung einer schielbedingten Sehschwäche erstreckt sich bei Kindern bis etwa zum zwölften Lebensjahr.

     

    Das Begleitschielen kann nicht ursächlich behandelt werden. Die Therapie zielt darauf ab, Stereosehen, die volle Sehschärfe und eine kosmetisch befriedigende Stellung beider Augen zu erreichen. Im Erwachsenenalter kann das Schielen mit einem Prismenausgleich, einer Mattfolie, die auf ein Brillenglas aufgeklebt wird, sowie durch Fusionsschulung behandelt werden. Durch den veränderten Strahlengang werden Doppelbilder verhindert. Bleibt das Schielen über mindestens sechs Monate bestehen, ist es auch möglich, die betroffenen Augenmuskeln zu operieren, insbesondere auch dann, wenn das Schielen als seelisch belastend empfunden wird und die Augen aus kosmetischen Gründen wieder parallel stehen sollen. Bei Kindern wird eine solche Operation in der Regel unter Vollnarkose durchgeführt; bei Erwachsenen ist eine örtliche Betäubung möglich. Wenn ein Schielen erfolgreich operativ behoben wird, kann sich danach die Augenstellung erneut ändern. Demnach ist es gelegentlich erforderlich, die Augenmuskeln mehrfach zu operieren.

     

    Schielen kann nicht verhindert werden. Die Prophylaxe beschränkt sich auf das Vorbeugen möglicher Folgen des Schielens – wie der Schielschwachsichtigkeit. Sie besteht darin, ein Schielen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

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